Motorradtreffen in Ketsch: Spurensuche nach dem Reiz des Bikens

Das Enderle-Motorradtreffen in Ketsch bleibt auch in der 46. Auflage ein starker Anziehungspunkt für Biker.6.7.2025 Von  Stefan Kern

Dieses Trio bevorzugt Zweiräder aus Bayern (v. l.): Erich aus Mühlhausen auf seiner BMW R 1100 RT, Tom aus St. Leon auf seiner BMW 75-5 und Rolf aus Langenbretter auf seiner BMW R 1150 RT.
Dieses Trio bevorzugt Zweiräder aus Bayern (v. l.): Erich aus Mühlhausen auf seiner BMW R 1100 RT, Tom aus St. Leon auf seiner BMW 75-5 und Rolf aus Langenbretter auf seiner BMW R 1150 RT. © Andreas Gieser

Ketsch. Diesem Zusammenhang begegnet man immer wieder: Unterwegs sein, bedeutet Freiheit empfinden. Das gilt vor allem für die individuelle und motorisierte Mobilität – noch einmal etwas mehr, wenn man vier Räder durch zwei ersetzt. Das Motorrad, das wurde beim jüngsten Enderle-Motorradtreffen auf dem Areal des Motorsportclubs (MSC) Ketsch einmal mehr überdeutlich, ist wohl das mythisch meist aufgeladene Fortbewegungsmittel – und das nicht erst seit dem legendären Biker-Film „Easy Rider“ aus dem Jahr 1969. Motorradfahren sei schlicht Freiheit, sagt der MSC-Vorsitzende Dieter Mummert.

Für Ulrike Bäuschlein steht das Motorrad gar für die Erfüllung ihrer Träume. Die heute 68-jährige aus Edingen hat mit 55 den Motorradführerschein gemacht und in diesen 13 Jahren mittlerweile 128.000 Kilometer bewältigt. Sie wollte ihn schon mit 18 machen, aber ihr Vater habe es verboten. Dann kamen der Ehemann und die Kinder und irgendwie ging der Wunsch etwas unter.

Motorradfahren so lange die Knochen mitspielen

Doch wie so oft, so Bäuschlein, kommen die Dinge von früher irgendwann wieder hoch. Und genau so war es bei ihr. „Diesen Wunsch musste ich mir erfüllen.“ Heute fährt sie eine Honda 750 mit knapp 60 PS und ist glücklich. Nur wenn es zu heiß ist, sei das Glück nicht mehr ganz so groß. Sicherheit geht vor und das bedeutet gute Kleidung, die bei Hitze nicht ganz optimal sei, so die begeisterte Motorradfahrerin.

Ulrike Bäuschlein aus Edingen hat sich vor 13 Jahren einen Kindheitstraum erfüllt und den Motorradführerschein gemacht. Inzwischen ist sie mehr als 128.000 km zurückgelegt. © Andreas Gieser

 

 Eine Einschränkung, die Mummert teilte. Für ihn gehört das Motorrad seit seinem 18. Geburtstag dazu – genau wie das Zelt zum Übernachten. Auch hier beim MSC blieben einige Fahrer über Nacht. Die Knochen, so Mummert, seien nicht mehr jüngsten und, ja, morgens knackt es ein oder zweimal, aber noch geht es.

Motorradfahren und Zelten sind tatsächlich für einen beachtlichen Teil der Biker hier ein selbstverständliches Duo. Zum Beispiel für Rolf Bernhardt und Karl Gros: Letzterer, 75 Jahre alt, kam zum neunten Enderle-Motorradtreffen aus Kaiserslautern mit seiner Moto Guzzi California, einem Motorradgespann – für ihn „ein Traum in Motorrad“.

So sehr die Motorräder hier glänzen, bei den Jüngeren scheint die Magie so nicht mehr zu ziehen. Zumindest nicht die Art von Motorradmagie, die an einen Verein gekoppelt ist. Derzeit hat der Verein 122 Mitglieder. Die aber einen recht hohen Altersdurchschnitt aufweisen. Ein Grund dafür sieht Mummert in den Kosten.

Der Führerschein und ein Motorrad seien enorm teuer geworden. „Das kann sich wirklich nicht mehr jeder leisten.“ Aber der Verein will nicht aufgeben. Motorradfahren sei jenseits des Vorwärtskommens ein Erlebnis. Vielleicht kämen irgendwann wieder ein paar Junge, die die Leidenschaft für Motorrad und in der Folge den dazu passenden Verein entdeckten.

Die, die diese Kombination entdeckt haben, bleiben lange, wie Heiner Berger. 1971 ist er dem Verein beigetreten und stand von 1998 bis zum Frühjahr 2025 als Kassierer in der Verantwortung. 54 und 27 Jahre, die in den Augen Mummerts eine Ehrung wert sind. Gemeinsam mit seiner Frau Ute Berger, ebenfalls Vereinsmitglied, wurde Heiner Berger offiziell für sein großes Vereinsengagement geehrt. Auch wenn er seit ein paar Monaten nicht mehr Kassierer ist, verbunden und aktiv bleibt er. Beim Enderle-Motorradtreff ist er für die Küche verantwortlich.

MSC-Vorsitzender Dieter Mummert (2. v. l.) ehrt den Kassenwart Heiner Berger (3. v. l.) für nunmehr 27 Jahren als Kassier. Links freut sich dessen Frau Ute mit ihm, rechts der sportliche Leiter Rainer Kurtz. © Andreas Gieser

Und damit ein Grund, warum sich am Wochenende sicher an die 40 Motorradfahrer ins Bruchgelände verirrten. Eine gemütliche Zusammenkunft unter dem schönsten Stern mit Motor, nennt es Mummert. Das Enderle-Motorradtreffen-Rezept ist dabei ganz einfach. Mit dem Motorrad fahren, sich Geschichten erzählen, etwas Essen und Trinken und im Schatten der Bäume entspannen – wirklich ganz einfach und unübersehbar wirkmächtig.

Unser Freier Mitarbeiter Stefan Kern.
Unser Freier Mitarbeiter Stefan Kern. © Kern

Freier Autor Stefan Kern ist ein freier Mitarbeiter der Schwetzinger Zeitung.


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